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Von bösen Geistern befreit




Dreieich - Der Main ist nicht der Mississippi und der Odenwald kommt gegen die Appalachen nicht an. Und so tat man sich lange schwer zu glauben, dass gerade hier in der Nachbarschaft Blues, Folk oder gar Country gut gedeihen könne. Schließlich klang Cowboy-Musik in deutschen Landen immer nach Tom Astor, BossHoss oder Truck Stop. „Ich bin mir schon bewusst, wo ich lebe und will auch gar nicht vorgeben, was anderes zu sein als ich bin“,sagt Wolf Schubert-K. Er will ganz sicher eines nicht: Klischees erfüllen und ein Abziehbild sein. Die Musik des gebürtigen Bayern, der heute nach vielen Jahren in Frankfurt-Bockenheim - in Dreieich lebt, ist absolut authentisch. Jüngster Beleg ist sein neues Album „Odyssey“. „Dieses Projekt hat mich einige Überwindung gekostet. Ich habe in meinem Begleittext die Hosen ziemlich runtergelassen“, bekennt Schubert-K. Im 40-seitigen, liebevoll bebilderten Büchlein ; kommentiert er nicht nur seine Liedtexte und lässt die mehr als 30 Jahre als Musiker Revue passieren, sondern legt zudem schonungslos sein Leben offen. Dafür hat er neue Songs geschrieben, aber auch einige ältere wieder ausgegraben, die ihm viel bedeuten. „Ich bewege mich stramm auf die 60 zu und mir war es ein Bedürfnis, diese Songs, die zum Teil vor 20, 30 Jahren geschrieben wurden, zu Gehör zu bringen, weil sie reflektieren, wie ich wurde was ich bin“, erzählt der Sänger und Gitarrist. „Ich wollte erklären, warum ich so lange nicht aktiv Musik machen konnte: Ganz einfach weil ich von 1999 bis 2009 mit der Genesung meiner Suchterkrankung beschäftigt war.“ Seine Stücke dokumentieren die Ups und Downs zwischen Zusammenbruch und Aufbruch. Sie sind von Schmerz und vom Leben gezeichnet, aber doch von Hoffnung und Zuversicht getrieben und voller Leidenschaft. „Ich lebe heute ein ganz anderes Leben als noch vor 20, 30 Jahren. Ich ernähre mich gut, praktiziere Transzendentale Meditation, mache Yoga und gehe einen kleinen Schritt nach dem anderen“, skizziert er sein neues Leben. „Deshalb war es so wichtig, einen alten, dunklen Song wie ‚Beg, Borrow Or Steal’ noch mal aufzulegen. Um zu spüren, wie lebendig ich mich heute fühle.“ Seine 2017 veröffentlichte CD nannte Schubert-K ganz programmatisch „Free Spirit“. Er hat sich von den bösen Geistern befreit, zugleich veranschaulicht der Titel sein Selbstverständnis als unabhängiger Künstler. Eigenverantwortung heißt für ihn, seine Platten-Produktionen mit Crowdfunding zu finanzieren und seine Musik selbst zu vertreiben. „Ich vermeide auch diese ganzen massenkompatiblen Streaming-Portale weil sie die ganze Musik aus dem Kontext reißen“, betont er. „Und ich will bestimmen, wo meine Musik erworben werden kann.“ Die CD-Release-Party sollte eigentlich morgen in der Brotfabrik über die Bühne gehen - sie ist coronabedingt abgesagt. Der Musiker organisiert normalerweise auch selber Events, für seine Family & Friends (so nennt er seineBand jetzt) mit seiner Frau Bine Morgenstern und den Bands Double Dylans und Romie. Er hat die Reihe „Wolf Schubert-K präsentiert“ im Keller des Bürgerhauses Sprendlingen initiiert, lädt sporadisch in den „Silent Sound Garden“ ins Grüne ein und hat das „Germanicana Folk Festival“ ins Leben gerufen. Die Community sei wichtig für den Zusammenhalt - wer weiß, wie sich alles nach der Corona-Krise entwickelt. Für „Nischen-Genres“ könnte es eng werden,glaubt der Musiker. Auf seiner Website präsentiert sich Wolf Schubert-K mit Gitarre und Mundschutz. Natürlich kann man sich weiterhin Musik anhören und Videos anschauen. Konzerte (für September sind zwei geplant; im Maximal in Rodgau) gibt es momentan nicht - dafür aber einen Livestream aus dem Wohnzimmer.


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